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Abitur 2023 – Jordabi: Wir haben alles gedribbelt.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich in den großen Pausen an den Oberstufenschülern vorbeigegangen bin. Mir kamen sie vor, wie Erwachsene, zu denen ich heraufgesehen habe. So groß und erwachsen, dass es sich so anfühlte, als befände sich eine Kluft zwischen mir und diesen Abiturienten. Nun nehme ich in einigen Augenblicken mein Abi Zeugnis entgegen. Es scheint, als fliege die Zeit uns davon, so schnell sind die Jahre vergangen. Doch das Gefühl täuscht. Fast acht Jahre haben wir gemeinsam diese Schule besucht. 2922 Tage haben wir damit verbracht gemeinsam zu lernen und uns auf Klassenarbeiten vorzubereiten. Zweidrittel unseres Lebens haben wir in diesem Gebäude gemeinsam Erinnerungen geschaffen, seien sie schöne oder schlechte. Es wird schwer diese Zeit loszulassen.  

Doch auch wenn es schwer ist, ist es auf der anderen Seite der Beginn eines neuen Kapitels unseres Lebens.  
Sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer, liebe Angehörige und Freunde, stolze Abiturientinnen und Abiturienten,  
auch wir heißen euch willkommen zu unserer Abitur Zeugnisvergabe! Es ist ein Moment voller Stolz und Freude, der uns heute hier zusammenführt. Im Namen unserer gesamten Stufe möchte ich euch alle herzlich begrüßen und euch für euer Kommen danken.  
Wir stehen hier heute, um gemeinsam den Abschluss einer wichtigen Etappe in unserem Leben zu feiern. Die letzten Jahre waren geprägt von unzähligen Stunden des Lernens, der Herausforderungen und des Wachstums. Wir haben Höhen und Tiefen erlebt, aber wir haben uns nie entmutigen lassen. Stattdessen haben wir uns gegenseitig unterstützt und sind als Stufe zusammengewachsen.

Jetzt sind wir am Ende unserer Schulzeit und stehen hier, um gemeinsam auf die guten und schlechten Dinge zurückzublicken. Und ja, ich kann bestätigen, dass es sowohl Lichtblicke, als auch haarsträubende und nervenraubende Momente gab.  
Wer wird schon die endlosen Hausaufgaben und Prüfungen vermissen, die uns den Schlaf raubten und unsere Nerven strapazierten? Die gefühlt endlos erscheinenden Schultage, die am besten noch mit dem absoluten Hassfach in der 9. und 10. Stunde endeten. Im Sommer die gefühlten 35 Grad in den oberen Stockwerken, oder der Moment kurz vor einer Klausur.  
Aber wenn wir ehrlich sind, gehören diese Dinge zum Leben dazu und werden uns früher oder später eh wieder einholen. Also schauen wir lieber auf die schönen Seiten, die wir wohl alle irgendwie vermissen werden.  
Wir hatten das Privileg, so gut wie jeden Tag mit unseren Freunden zu verbringen und gemeinsam durch Dick und Dünn zu gehen. Egal, ob es darum ging, den Matheunterricht zu überstehen, oder die 9. und 10. Stunde nicht einzuschlafen, wir haben immer einen Weg gefunden, uns gegenseitig zum Lachen zu bringen und zu motivieren. In den Pausen konnte man einfach Zeit mit seinen Freunden verbringen, oder gemeinsam schnell etwas zu Essen holen. Der Combi wird mit uns wohl auch einen Teil seiner besten Kunden verlieren.  

Wenn ich auf unsere Schulzeit zurückblicke, werde ich immer sowohl die guten als auch die schlechten Dinge in Erinnerung behalten. Denn letztendlich haben sie uns geformt und uns gezeigt, dass wir gemeinsam, mit Durchhaltevermögen und Zusammenhalt alles erreichen können, sei es das Lösen eines komplizierten Mathematikproblems, oder das Überstehen einer Klausurenphase.

Eine besonders herausfordernde Zeit war das Homeschooling während der Corona-Pandemie. Das Coronavirus brachte die ganze Welt zum Stehen und die Schulen waren dabei keine Ausnahme. Morgens aufstehen den Rechner anschmeißen und mehrere Stunden am Stück an Gruppencalls teilnehmen, war für mehr als ein Halbjahr der Alltag. Die ewig langen Videoanrufe wurden dadurch schlimmer, dass man allein in seinem Zimmer saß. Freunde, mit denen man sowohl im Unterricht als auch in den Pausen Spaß haben konnte, hatte man nicht. Besonders die vielen zusätzlichen Assignments mit Deadlines, die alle an den gleichen Tagen angesetzt waren, waren stressig. Wissenslücken bei all dem Stress waren vorprogrammiert. Warum wir daher nach all dem Stress nicht als Corona-Jahrgang eingestuft wurden bleibt vielen ein Rätsel. Ich weiß noch, wie ich jeden Tag auf die Inzidenzen schaute mit der Hoffnung diesem langweiligen Alltag zu entkommen. Wenigstens konnte man immer behaupten, dass das Mikrofon nicht funktionieren würde und weiterschlafen. Und immerhin brachten die Lehrer mit ihren herausragenden technischen Fähigkeiten uns immer wieder zum Schmunzeln.

Wenn wir gerade schon bei Technik sind, können wir ja auch nochmal über die ausgeprägte Modernisierung unserer Schule reden. Der Fakt, dass unsere Schule von außen wie ein Bunker oder ein Hochsicherheitsgefängnis aussieht, fällt sogar Norwegischen Austausschülerinnen an ihrem ersten Tag hier auf. Das weiß ich von meiner lieben Freundin Anna, an die sich wohl die meisten noch erinnern werden. Die gesamte Schule ist praktisch ein einziges Funkloch und gearbeitet wird mit Overheadprojektoren und Beamern, die meistens mit Besen betätigt werden müssen. Das ist sogar auf dem Pullover des Mathe LKs verewigt, was denke ich für sich spricht.  
Dazu muss man jedoch auch festhalten, dass die Schule jetzt, wo wir sie verlassen, an einigen Stellen total modernisiert worden ist. Das ist auf der einen Seite zwar für uns irgendwie ärgerlich, auf der anderen Seite durften wir jedoch mit ansehen, wie manche Lehrer auf Tische oder Stühle klettern mussten, um Beamer zu betätigen. Und wenn wir ehrlich sind, werden bestimmte Lehrer so oder so nicht von der Bucharbeit oder unlesbaren Tafelbildern ablassen, sondern lieber weiterhin Abstand von den Zitat: ,,Höllenmaschinen“ nehmen.  

Nachdem wir jetzt so viel über unsere Schulzeit und Schule an sich geredet haben, möchte ich noch einmal auf unsere Stufe selber zu sprechen kommen. Wir sind uns denke ich alle einig, dass wir als Stufe zusammen durch Höhen und Tiefen gegangen sind. Oftmals gab es Streitigkeiten oder Konflikte, was sich besonders bei der Wahl des Abimottos und des Designs der Abipullis gezeigt hat. Doch letztendlich konnten wir uns einigen und können jetzt voller Überzeugung sagen, dass wir unsere Schulzeit ,,gedribbelt“ haben. Langweilig wurde es mit uns auch beim besten Willen nie. Besonders Spannend wurde es gegen Ende nochmal, als unser Abisturm wegen einer kaputten Brandschutztür beinahe abgesagt werden musste.  
Doch irgendwie haben wir es in all dem Chaos dank verschiedener Personen und Zusammenhalt immer wieder irgendwie geschafft, doch noch das beste aus der Situation zu machen und haben letztendlich durch das Engagement einzelner Personen doch noch unseren Abisturm gehabt, vielen Dank an dieser Stelle nochmal, besonders an Herrn Möller.

Herr Meyers innerster Wunsch ist in Erfüllung gegangen: Unsere Stufe geht endlich ab, mitsamt seines Deutsch LKs. Wir haben nun unsere allgemeine Hochschulreife erlangt und sind nun berechtigt an einer Hochschule studieren zu gehen oder sich anderweitig weiterzubilden. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum viele von uns ihr Abitur gemacht haben. Ich nehme viele sehr nützliche Sachen aus der Schule mit in mein Erwachsenenleben. Wie zum Beispiel das Analysieren eines Gedichtes oder das Berechnen der Ortskurve. Viel mehr jedoch, werde ich die Erinnerungen mitnehmen, die ich mit euch gemacht habe. Ich werde das tägliche Ringen von Ethem und Berke nicht vergessen. Ich werde auch nicht vergessen, wie wir uns nachts aus dem Hotel in Berlin geschlichen haben. Oder wie Kaan, Levin und Berke auf der Buchenwaldfahrt um drei Uhr morgens in Unterwäsche in den Schnee gesprungen sind. Die Diskussion, welche der beiden Küchen besser ist, die italienische (vor allem vertreten durch Saro) oder die türkische war spannender als sämtliche Diskussionen in Philosophie. Wie Baris jedes Mal, mit der Hoffnung auf eine bessere Note, mit einem Besen den Boden fegte, wenn Herrn Cunovic den Raum betrat, war der Anfang jeder Mathe Stunde.  Es gibt noch viel, viel mehr Erinnerungen, die mich vor allem die letzten drei Jahre geprägt haben und auf die ich immer wieder zurückblicken werde. Ich bedanke mich bei jedem mit denen ich solche Erinnerungen teile und bei jedem, der mir die Schulzeit dadurch erträglicher gemacht hat. Ich würde gern noch etwas mehr Zeit mit euch verbringen und neue Erinnerungen schaffen, doch auch wenn es schwer ist, müssen wir nach vorne blicken, denn die Zeit hält für niemanden an. Bitte vergesst jedoch eines nicht: Man sieht sich immer zweimal im Leben.

Mir geht es genauso und ich bedanke mich ganz herzlich bei allen, die meine Schulzeit zu dem gemacht haben, was sie ist, nämlich eine unvergessliche und prägende Zeit. An dieser Stelle möchte ich auch allen danken, die mich während der Abiturzeit förmlich ausgehalten haben, ich war nämlich ein nervliches und emotionales Wrack. Manche haben einen seit dem Kindergarten begleitet, manche kamen erst später dazu. Aber ich denke, dass wir alle in dieser Stufe Freunde fürs Leben gefunden haben und es freut mich sehr, dass wir alle zusammen erwachsen geworden sind.  
Was genau erwachsen nun bedeutet, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht und ich denke, dass es manchen wahrscheinlich genauso Angst macht, wie mir.  
Wir sind jetzt an einem Punkt in unserem Leben angekommen, an dem wir Entscheidungen treffen müssen, die den weiteren Verlauf unseres Lebens prägen und auch Einfluss auf das Leben anderer nehmen können.  
Diese Entscheidungen können einen ängstlich und unsicher machen, oder man sieht sie als die Chance an, das Beste aus seinem Leben zu machen und den Weg zu gehen, auf den man im Alter mit Stolz zurückblicken kann.  
Wie heißt es so schön? Jeder Anfang hat ein Ende. Das stimmt, aber genauso folgt auf ein Ende auch wieder ein Anfang.  
Wir wünschen euch allen von Herzen das Beste für eure Zukunft und dass ihr alle euren Weg finden werdet. 

Leni Heyne und Yusuf-Kaan Aras

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